Nachdem ich euch schon im Tagebuchformat zu meiner Berlin Fashion Week mitgenommen habe, möchte ich heute mal ein paar Gedanken dazu loswerden. Es geht dabei einzig um meine Wahrnehmungen und soll keine große Abrechnung oder ähnliches werden. Ich schreibe die folgenden Zeilen jetzt einfach von der Leber weg, ohne große Strukturierung – wie es mir eben in den Sinn kommt. Natürlich werden dann viele Dinge kommen, die mich gestört haben oder die ich kritisch hinterfrage. Deswegen fange ich gleich mal mit den positiven Dingen an.
Meine persönlichen Highlights
Vorwegnehmen möchte ich zu Beginn sagen, dass ich in diesem Jahr bei der Fashion Week bisher immer großen Spaß hatte. Ich finde die Woche gemeinsam mit meiner Freundin immer super und ich „genieße“ die Zeit. Auch dass ich mich schon vorher mit anderen Bloggern verabrede (wie z.B. mit Linh und Kathi) und die Zeit verbringen darf, finde ich großartig. Ich mag stressige Tage und bin gerne viel von Location zu Location unterwegs (abgesehen von den Blasen die ich mir gelaufen habe, aber das ist ein anderes Thema). Ich schaue mir gerne die Shows und die präsentierte Mode, neue Kollektionen in Showrooms an und freue mich über persönliche Kontakte, sei es zu anderen Bloggern oder PR-Kontakten. Ihr merkt aber schon, dass es hier vorwiegend um schon bestehende Kontakte geht… Darauf gehe ich aber später nochmal ein. Die genannten Gründe sind für mich auch meine Motivationsgründe, zur Fashion Week zu fahren und warum ich auch im nächsten Jahr wiederkommen würde. Es bleibt natürlich abzuwarten, in welcher Form die Berliner Modewoche stattfinden wird, wo IMG Berlin aus dem Programm genommen hat.
Blogger – Eine Klassengesellschaft, aber woran liegt’s?
Dass in der Blogger-Branche eine Klassengesellschaft, die sich anhand von Instagram-Followern ergibt, herrscht ist nicht neu. Ich möchte nur noch mal kurz dafür sensibilisieren, dass häufig Instagram diese Klassifizierung mit sich bringt, obwohl es ja eigentlich um den Blog gehen sollte und dort die Zahlen ganz anders aussehen können. Dies nur mal so am Rande. Als ich das gerade mal runter schrieb fiel mir umso stärker aus, wie beschränkt das doch eigentlich ist.
Mal abgesehen von Styleranking, die das Ganze durch zwei Events für verschiedene Blogger-Gruppen befeuern, muss ich aber sagen, dass mittlerweile viele Eventveranstalter und PR-Agenturen davon abrücken. Ich habe ausschließlich positive Erfahrungen gemacht und das mit meiner mickrigen Instagram-Followerzahl. Ich habe mich um viele Side-Events selber gekümmert. Sprich die Veranstalter angeschrieben und mein Media-Kit mitgeschickt. Ich habe ausschließlich positive Resonanz bekommen und durfte fast überall hin kommen (außer bei einem Event, aber da war ich auch sehr kurzfristig dran). Auch vor Ort war man überall total freundlich und hilfsbereit. Die Frage, wie viele Follower ich habe, wurde mir kein einziges Mal gestellt. Eine coole Atmosphäre mit coolen Leuten – das habe ich bei all diesen Events/Showrooms erlebt.
Ich musste leider feststellen, dass lediglich bei den Events, wo viele Blogger zusammen gekommen, eine misstrauische Stimmung herrscht und Follower-Abhängigkeit suggeriert wird. Sind wir es also nicht selber schuld, dass wir uns gegenseitig mit solchem Misstrauen entgegentreten und nur noch mit den Leuten abhängen wollen, die gleich viele Follower haben? Oder mit den Leuten, die wir schon über Instagram kennen, denen wir uns nicht neu öffnen müssen? Gehst du auf Events Mädels, bei denen es klar ist dass sie alleine da sind und sich vielleicht einsam/verloren vorkommen, mit einer offenen Art und Weise entgegen? Ich denke wir sollten alle erst mal unser Verhalten hinterfragen, bevor wir mit dem Finger auf Andere zeigen. Um diese Klassengesellschaft zu überwinden, müssen wir uns nämlich alle öffnen und Schritte aufeinander zumachen.
In dem Sinne möchte ich auch gerne nochmal auf meine BLOGGER BOWL aufmerksam machen, die sich genau diesem Problem widmet und regelmäßig Events veranstaltet – für Blogger aller Art und unabhängig von Followerzahlen, um sich untereinander zu vernetzen.
Der Instagram-Husband-Schock
In meinem Fashion Week Tagebuch habe ich von dem Barbecue-Event erzählt, mit dem wir Montagabend in die Fashion Week gestartet sind. Dort habe ich das erste Mal die Instagram Husbands so richtig wahrgenommen, da sie dort einfach in unglaublich großer Anzahl standen. Hinzu kamen einige männliche Instagramer, die aus dem Posen gar nicht mehr rauskamen und tatsächlich fast schlimmer als die Mädels waren. Ich glaube ich war noch nie so froh darüber, dass mein Freund keine große Lust an diesem Zirkus hat und sich mit der Szene nicht wirklich identifiziert. Ich habe noch nie etwas so unmännliches (klar kann man darüber streiten was überhaupt männlich ist) gesehen… Männer, die passend zu ihrer Freundin verkleidet – oh sorry gestylt natürlich – dieser hinterher dackeln? Männer, die beim Selfies schießen die Muskeln spielen lassen? Männer, die ohne zu Murren tausend Bilder ihrer Freundin in den unmöglichsten Situationen machen, ohne zu murren? Männer, die den ganzen Abend die (Designer-)Tasche ihrer Freundin halten? Tut mir leid, aber das fand ich einfach nur noch lächerlich. Einfach nur noch das Anhängsel sein und nichts Eigenes nach außen strahlen finde ich fast schon beängstigend.
Beängstigender fand ich dann allerdings, dass die meisten der Mädels komplett auf ihre Instagram Husbands angewiesen sind, da die ja dann teilweise zu deren Managern werden. Könnt ihr erahnen, wie oft ich die Nachfrage der Bloggerin/Influencerin an ihren Freund gehört habe, was sie jetzt wegen welcher Kooperation von diesem Event posten müssen und auf welchen Kanälen? Beim ersten Mal fiel mir die Kinnlade runter, als ich nachher nicht mehr zählen konnte, musste ich einfach nur noch lachen.
we all are girlbosses – not!
(Jedenfalls nicht an dem Abend)
Würde ich alleine zur Berlin Fashion Week reisen?
Ich war jetzt zum dritten Mal zur Fashion Week in Berlin. Das erste Mal war ich vor drei Jahren dort – ganz alleine. Ich kannte kaum andere Blogger und es war damals noch nicht so ‚en vogue‘ für Blogger, dorthin zu fahren. Das Influencer-Marketing steckte schließlich noch in den Kinderschuhen (was es auch heute noch tut). Auch wenn ich damals noch Größen wie Kenza und Kayture treffen durfte, so fühlte ich mich dennoch total einsam. Bestehende Kleingruppen und unnahbare „Große“ – das gab es schon damals. Ich hatte gerade auf Instagram angefangen und auch mein Blog sah in keinster Weise so aus wie heute und ich hatte noch eine Blogspot-URL. Das alles ließ mein Selbstwertgefühl natürlich auf den Nullpunkt sinken. Wenn ich jetzt die Blogposts anderer Bloggerinnen lese, die das erste Mal und alleine in Berlin waren, erkenne ich mich darin immer wieder.
Daher würde ich nicht empfehlen, einfach alleine zur Berlin Fashion Week zu fahren. Falls Du also modebegeisterte Freundinnen oder gar befreundete Bloggerinnen hast, würde ich mich immer zusammenschließen. Oder du fragst bei Anderen, die du vllt. Nur via Instagram und Kommentarfunktion kennst an, ob sie auch da sind und ob ihr euch bei den Events verabreden möchtet. Auf diese Weise fühlt man sich nicht komplett verloren und kann gemeinsam die Events entdecken und Kontakte knüpfen. Im Team ist es doch immer am Schönsten!
Hier noch zwei Links zu ähnlichen Posts bzw. zum Format ‚Let’s Talk‘
- Meine Gedanken zur Berlin Fashion Week im Januar 2017 Dort geht es um die Themen Stimmung unter den Bloggern, das Verhalten in der Front Row, Planung, Location Kaufhaus Jandorf
- Let’s Talk: Vom ständigen Folgen und Entfolgen auf Instagram
2 Comments
L♥ebe was ist
13. Juli 2017 at 8:20liebe Emilie,
ENDLICH gibt es mal jemanden, der auch etwas positives über die vergangene FAshion Week verläuten lässt! leider muss ich nämlich gestehen, dass ich das ganze Gejammere nicht mehr lesen kann … andererseits verstehe ich natürlich, dass ein jeder, die Woche anders erlebt hat.
wie auch immer, natürlich ist sie stressig, aber auch ich habe sehr viele positive Eindrücke gesammelt, die den Stress und die Blasen überwiegen 🙂
übrigens ist es mir bei größeren Events auch so auf gefallen – es schien fast, dass, je größer das Event, desto anonymer wurden die Blogger sich gegenüber 😉
hab eine schöne Restwoche!
un PS: wird es die Blogger-Bowl denn auch trotzdem noch außerhalb Münchens geben?
❤ Tina von Liebe was ist
Emilie
14. Juli 2017 at 19:35Jaaa es ist nicht immer alles schlecht an der Fashion Week 😉
Die BLOGGER BOWL wird es auch weiterhin geben und ich versuche auch außerhalb von München weiter aktiv zu bleiben.
Liebste Grüße,
Emilie